Dipl. Betriebs­wirt­schaf­ter HF: Lucky Punch für die Kar­rie­re

Der Betriebswirtschafter HF Zino Meuli steht in einem Boxring.

Zino Meu­li ist bereit für sei­ne nächs­te Her­aus­for­de­rung. Den Welt­meis­ter-Gür­tel im Boxen hat er schon, nun holt sich der gelern­te Poly­graf sein Diplom als Betriebs­wirt­schaf­ter HF. Im Inter­view erzählt der 27-Jäh­ri­ge, was das Büro mit dem Boxen gemein­sam hat und wie­so er als Sport­ler im Berufs­all­tag im Vor­teil ist. 

Wie schaf­fen Sie das?
Ich ach­te dar­auf, dass ich am Wochen­en­de rich­tig abschal­te, mit Freun­den etwas unter­neh­me und ganz bewusst die freie Zeit genies­se. Aber das Trai­ning unter der Woche ist ja nicht nur ein «Muss»: Beim Boxen kann ich Kraft tan­ken und die Bat­te­rien wie­der auf­la­den. Es ist der per­fek­te Aus­gleich zur Arbeit und zur Schu­le.

Herr Meu­li, Sie arbei­ten 100 Pro­zent als Sales & Account Mana­ger, machen neben­bei die Wei­ter­bil­dung zum Betriebs­wirt­schaf­ter HF und sind Box­welt­meis­ter. Das tönt nach einem sehr vol­len Ter­min­ka­len­der.
Ja, von Mon­tag bis Frei­tag besteht mein Leben tat­säch­lich nur aus Arbeit, Schu­le und Sport. Da bin ich von früh­mor­gens bis nachts unter­wegs. Zwei­mal geht es direkt vom Büro in die Schu­le und an den ande­ren Aben­den ins Trai­ning. Zwei wei­te­re Trai­nings gibt es am Wochen­en­de.

Ein Sales Manager im Anzug setzt mit Boxhandschuhen zum Schlag an.
Zino Meu­li, Dipl. Betriebs­wirt­schaf­ter HF

Mit 13 Jah­ren hat sich Zino Meu­li zum ers­ten Mal die Box­hand­schu­he ange­zo­gen. Und offen­bar hat­te er Talent. Nach sechs Mona­ten durf­te er sei­nen ers­ten Kampf bestrei­ten – und den ers­ten Sieg ver­bu­chen. Was Meu­li am Boxen fas­zi­niert? Die inten­si­ve Aus­ein­an­der­set­zung mit dem eige­nen Kör­per und des­sen Gren­zen.

Vom Anzug in die Box­hand­schu­he, von der Pri­vat­wirt­schaft in den Ring. Ein kras­ser Sze­nen­wech­sel. Sind die bei­den Wel­ten so unter­schied­lich, wie man meint?
Ja und nein. Ich fin­de, in bei­den Wel­ten wer­den ähn­li­che Eigen­schaf­ten ver­langt. Ich pro­fi­tie­re in der Berufs­welt von mei­nen 14 Jah­ren Erfah­rung im Box­sport. Ohne den Sport wäre ich heu­te nicht da, wo ich bin.

Wie mei­nen Sie das?
Als Pro­fi­bo­xer braucht man Dis­zi­plin. Wenn ich mei­ne Geg­ner schla­gen will, muss ich hart trai­nie­ren und kon­stant Ein­satz und Leis­tung zei­gen. Das­sel­be gilt auch im Beruf. Wenn ich wei­ter­kom­men will, muss ich dran­blei­ben, ler­nen, bes­ser sein als mei­ne Kon­kur­ren­ten. Auch dafür braucht man Dis­zi­plin.

Und ein biss­chen Ehr­geiz …
Den wohl auch. (lacht) Den habe ich schon von klein auf. Ich will mich mes­sen und ich mag Her­aus­for­de­run­gen.

Das zeigt auch Ihr Lebens­lauf: Sie haben eine Leh­re als Poly­graf gemacht und sich seit­her ste­tig wei­ter­ge­bil­det und auch neu ori­en­tiert.
Ja, nach der Leh­re habe ich mein Inter­es­se für Wirt­schafts­the­men ent­deckt. Die­ses woll­te ich tes­ten mit der Aus­bil­dung zum diplo­mier­ten Wirt­schafts­fach­mann. Da die Fas­zi­na­ti­on geblie­ben, ja sogar gewach­sen ist, habe ich mich ent­schie­den, den Lehr­gang Betriebs­wirt­schaf­ter HF an der Aka­de­mie St.Gallen zu bele­gen. Vier Semes­ter sind durch, zwei lie­gen noch vor mir und dann ste­hen bereits die Abschluss­prü­fun­gen an.

Bestimmt haben Sie schon die nächs­te Her­aus­for­de­rung im Visier…
Noch nicht kon­kret. (lacht) Die Aus­bil­dung Betriebs­wirt­schaf­ter HF ermög­licht mir ver­schie­de­ne Vari­an­ten. Ich könn­te einen Bache­lor­stu­di­en­gang anhän­gen oder noch eine Wei­le arbei­ten und dann einen Mas­ter of Advan­ced Stu­dies (MAS) machen. Ich weiss noch nicht, wel­chen Weg ich neh­me. Ich weiss aber: Das Kapi­tel Wei­ter­bil­dung ist für mich noch nicht abge­schlos­sen.

Wie sehen denn Ihre beruf­li­chen Plä­ne aus? Wo wol­len Sie hin?
Auch das ist mir noch nicht ganz klar. Ich mag es, mit Men­schen zu arbei­ten, ich wür­de ger­ne ein Team lei­ten. Eine Posi­ti­on mit Füh­rungs­funk­ti­on ist auf jeden Fall ein Ziel, das ich in naher Zukunft anstre­be.

Schon nach sei­nem ers­ten Kampf wuss­te Zino Meu­li: Ich will mehr. In den Jah­ren dar­auf hol­te er sich mehr. Meu­li ist heu­te fünf­fa­cher Schwei­zer Meis­ter im olym­pi­schen Boxen und seit Dezem­ber 2018 sogar Welt­meis­ter im Wel­ter­ge­wicht (bis 66 Kilo) in der Liga der World Boxing Fede­ra­ti­on.

Haben Sie sich Ihren Wer­de­gang so vor­ge­stellt, als Sie mit 15 Jah­ren eine Leh­re zum Poly­gra­fen ange­fan­gen haben?
Nein – damals hat­te ich ganz ande­re Inter­es­sen und Plä­ne. Das Boxen war mir sehr wich­tig und ich habe ins­ge­heim von einer Kar­rie­re als Pro­fi­bo­xer geträumt.

Den Traum vom Pro­fi­sport haben Sie auf­ge­ge­ben?
Nein, nicht auf­ge­ge­ben. Mei­ne Prio­ri­tä­ten und Inter­es­sen haben sich gewan­delt. Und somit auch mei­ne Träu­me. Mei­ne beruf­li­che Kar­rie­re ist mir wich­ti­ger als die Sport­kar­rie­re. Ich bin sehr dank­bar über die Bil­dungs- und Wei­ter­bil­dungs­mög­lich­kei­ten in der Schweiz: Ich habe dadurch die Mög­lich­keit, mei­ne Kar­rie­re vor­an­zu­trei­ben, ohne den Sport auf­zu­ge­ben.

Ein Betriebswirtschafter lehnt sich an einen Boxring an.

Trotz neu­er Prio­ri­tä­ten­set­zung haben Sie sich kürz­lich einen WM-Titel erkämpft. Wis­sen Ihre Klas­sen­ka­me­ra­den, dass Sie neben einem Welt­meis­ter sit­zen?
Die einen schon. Aber ich rede eigent­lich nicht viel übers Boxen, wenn ich an der Schu­le bin. Da haben wir ande­re The­men. Unse­re Wei­ter­bil­dung bie­tet genug Stoff für Dis­kus­sio­nen.

Was ist Ihr «Lieb­lings­stoff»?
Volks­wirt­schaft – denn hier kom­men all die The­men auf, die uns direkt betref­fen. Gesell­schaft­li­che Fra­gen oder Umwelt­aspek­te. Oh … genau wenn wir bei mei­nem Lieb­lings­the­ma ange­langt sind, piepsts. Ich muss lei­der wei­ter zu mei­nem nächs­ten Ter­min.

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