Ohne die Aus­bil­dung hät­te ich den Schritt nicht gewagt

Der diplomierte Marke­ting­mana­ger Christian Lampart trägt einen Stapel Weinkisten.
Christian Lampart_Lehrgangsinterview_Akademie St.Gallen Weingeschamck Fotografiert in Speicher (SG) am 20.10.2021

Chris­ti­an Lam­part, Sie arbei­ten zwar noch in der Medi­en­bran­che, sind jetzt aber vor allem Mar­ke­ting­ma­na­ger Ihres eige­nen Pro­jekts «weingeschmack.ch». War das so geplant?
Halb und halb. Seit lan­gem träum­te ich vage davon, selbst­stän­dig zu wer­den, doch mir fehl­te die zün­den­de Idee. Irgend­wann dach­te ich, eine Wei­ter­bil­dung könn­te mich wei­ter­brin­gen. Nach län­ge­rer Suche ent­deck­te ich den Dipl. Mar­ke­ting­ma­na­ger HF, der mir vom The­men­spek­trum her attrak­tiv schien. Da wird vie­les abge­deckt, was mei­nen Inter­es­sen ent­spricht und mir in einer Selb­stän­dig­keit nüt­zen könn­te, dach­te ich. Das hat sich dann auch bewahr­hei­tet.

Was hat Ihnen sonst noch gehol­fen, den sicher­lich nicht ganz leich­ten Schritt in die Selb­stän­dig­keit zu wagen?
Die Pan­de­mie hat ein­deu­tig mit­ge­hol­fen! Wie vie­le habe ich mich am Anfang gefreut über mehr Frei­zeit und Home Office, nach einer Wei­le wur­de es mir aber rich­tig lang­wei­lig. Also begann ich – mit dem neu gelern­ten Wis­sen im Hin­ter­grund – über mei­ne Mög­lich­kei­ten kon­kret nach­zu­den­ken. Seit Jah­ren bin ich pas­sio­nier­ter Wein­trin­ker, und in lan­gen Dis­kus­sio­nen mit Freun­den kris­tal­li­sier­te sich eine Idee her­aus. Es ist sehr schwie­rig, einen Wein online zu bestel­len, der geschmack­lich zu mir passt – weil ich ihn ja nicht pro­bie­ren kann. Ich nahm mir vor, die­ses Pro­blem zu lösen. Nach eini­gen schlaf­lo­sen Näch­ten ging es plötz­lich schnell, und inner­halb von vier Wochen war mei­ne Fir­ma gegrün­det.

Der diplomierte Marke­ting­mana­ger Christian Lampart trägt einen Stapel Weinkisten.
Chris­ti­an Lampart_Lehrgangsinterview_Akademie St.Gallen Wein­ges­chamck Foto­gra­fiert in Spei­cher (SG) am 20.10.2021

Ihr Online-Shop will sich Ihrer Aus­sa­ge nach von der «eli­tä­ren Wein­welt» abhe­ben.
Ja, da leh­ne ich mich ein biss­chen aus dem Fens­ter mit mei­ner Mei­nung: Die klas­si­schen, eta­blier­ten Wein­hand­lun­gen bie­ten ihre Wei­ne online vor allem ihrem eige­nen Ziel­pu­bli­kum an – und das ist eben­falls klas­sisch und eta­bliert. Jün­ge­re Leu­te, die ger­ne expe­ri­men­tie­ren und unge­wöhn­li­che Wei­ne ent­de­cken möch­ten, kom­men da zu kurz. Bei mir steht der Geschmack im Zen­trum – der indi­vi­du­el­le Geschmack des Wei­nes und der indi­vi­du­el­le Geschmack der Inter­es­sen­ten. Damit hole ich nicht nur Wein­ken­ne­rin­nen und ‑ken­ner, son­dern auch Wein­lieb­ha­ber und ‑lieb­ha­be­rin­nen ab, die sagen «ich habe kei­ne Ahnung von Wein, ich will ein­fach einen, der mir zu mei­ner Lieb­lings­pas­ta schmeckt».

Trotz­dem kann der Wein wei­ter­hin nicht pro­biert wer­den!
Rich­tig. Aber bei mir kann jede und jeder mit einem Tool den eige­nen Wein­typ her­aus­fin­den. Und dann wer­den Wei­ne vor­ge­schla­gen, die ande­re Weintrinker/innen mit glei­chen Erwar­tun­gen, Bedürf­nis­sen und geschmack­li­chen Vor­lie­ben für gut befun­den haben. Die Rück­mel­dun­gen bis­her zei­gen, dass das sehr gut funk­tio­niert.

Inwie­fern hat Ihnen die Wei­ter­bil­dung zum Dipl. Mar­ke­ting­ma­na­ger HF bei der Fir­men­grün­dung kon­kret genützt?
Sehr viel. Ohne die­se Aus­bil­dung hät­te ich den Schritt nicht gewagt. Sie hat mir auch gezeigt, was als Mar­ke­ting­ma­na­ger auf mich zukommt: Was bedeu­tet es, einen Markt auf­zu­bau­en? Wel­che Wege gibt es dafür? Wie set­ze ich mei­ne Ideen um? Sie hat mir das not­wen­di­ge Wis­sen ver­mit­telt, das ich brau­che, um mir das alles über­haupt zuzu­trau­en. Das fängt bei bana­len Din­gen an wie «wel­che Fir­men­for­men gibt es?», bis hin zu kom­ple­xen recht­li­chen Bestim­mun­gen im Mar­ke­ting. Gera­de im e‑Commerce sind letz­te­re enorm wich­tig. Heu­te noch grei­fe ich ab und zu nach einem Dos­sier, das wir durch­ge­nom­men haben. Als Mar­ke­ting­ma­na­ger den­ke, füh­le und hand­le ich heu­te… wie soll ich sagen? Betriebs­wirt­schaft­li­cher. Eher ganz­heit­lich, wie ein Unter­neh­mer.

Wis­sen Sie noch, wel­chen guten Trop­fen Sie sich zur Fei­er der bestan­de­nen Wei­ter­bil­dung gegönnt haben?
Das weiss ich nicht mehr – wahr­schein­lich, weil ich den gar nicht selbst aus­ge­sucht habe. Aber guten Freun­den wür­de ich eine Fla­sche «Aso­tom» zur Diplom­fei­er mit­brin­gen. Die­ser Bar­be­ra aus dem Haus «Aso­tom» war der Aus­lö­ser für mei­ne Idee. Er ist das Her­zens­pro­dukt eines pas­sio­nier­ten Win­zers – und viel zu wenig bekannt. Ein biss­chen sper­rig, mit Ecken und Kan­ten, man muss sich wirk­lich dar­auf ein­las­sen, Zeit inves­tie­ren und ihn bewusst aus­kos­ten. Genau der rich­ti­ge Wein für einen unver­gess­li­chen Moment.

Chris­ti­an Lampart_Lehrgangsinterview_Akademie St.Gallen Wein­ges­chamck Foto­gra­fiert in Spei­cher (SG) am 20.10.2021