Höhe­re Fach­schu­le für Wirt­schaft: Unser neu­es digi­ta­les Lehr­sys­tem ist unglaub­lich effek­tiv

Der Leiter für digitales Lernen an der Akademie St Gallen führt ein Telefonat.
.02.2022: Zürich; Sporthilfe . © Valeriano Di Domenico

Sie haben also die tro­cke­ne Theo­rie etwas leben­di­ger gemacht?
Etwas leben­di­ger? Viel leben­di­ger! Eine «E‑Session» bie­tet ver­schie­de­ne Lern­vi­de­os, Fall­stu­di­en, Karus­sells mit Zusatz­in­for­ma­tio­nen, Wis­sens­häpp­chen, Quiz­fra­gen, Tests – da klickt man sich rich­tig ger­ne durch! Die bis­he­ri­gen Rück­mel­dun­gen sind ein­deu­tig: Stu­die­ren­de lie­ben die­se Inter­ak­ti­vi­tät. Auch aus didak­ti­scher Sicht errei­chen wir mit «Akape­dia 2.0» mehr als mit einem Buch. Neh­men Sie bei­spiels­wei­se irgend­ei­ne Gra­fik. In einem Theo­rie­buch wird sie fer­tig abge­druckt, gar­niert mit einem Begleit­text. In einem Erklär­vi­deo kön­nen wir sie ent­wi­ckeln, ihre Ach­sen, Fel­der oder Wer­te erklä­ren und das Wis­sen so schritt­wei­se auf­bau­en. Für Ver­ständ­nis, Inter­es­se und Moti­va­ti­on ist das opti­mal.

.02.2022: Zürich; Sport­hil­fe . © Vale­ria­no Di Dome­ni­co

Ver­än­dert «Akape­dia 2.0» damit auch den Prä­senz­un­ter­richt?
Ja, ganz klar. In den «E‑Sessions» wer­den die Grund­la­gen von den Stu­die­ren­den selbst­stän­dig auf­ge­baut. Da vie­le unse­rer Dozie­ren­den als Fach­au­to­ren am Pro­jekt mit­ge­wirkt haben, wis­sen sie also, wel­ches Wis­sen sie vor­aus­set­zen kön­nen. Das bedeu­tet, dass sie sich im Unter­richt weni­ger der Ver­mitt­lung von Grund­la­gen und viel mehr deren Ver­tie­fung, Anwen­dung und Umset­zung wid­men kön­nen. Letzt­lich ent­spricht dies doch der Rea­li­tät in der Arbeits­welt: Heu­te sind Team­ar­beit, Kom­mu­ni­ka­ti­on und Prä­sen­ta­ti­on wich­tig. Es ist rich­tig und wich­tig, dass sich dies im Unter­richt spie­gelt.

An der Aka­de­mie St.Gallen kön­nen Lehr­gän­ge aktu­ell per Live­stream besucht wer­den, «Akape­dia 2.0» ermög­licht und ver­bes­sert das Selbst­stu­di­um. Erset­zen sol­che Lern­me­tho­den den Prä­senz­un­ter­richt bald ganz?
Jein. Einer­seits sind die digi­ta­len Lehr­me­tho­den attrak­tiv, viel­fäl­tig und unglaub­lich effek­tiv. Die Idee für «Akape­dia 2.0» ent­stand bereits vor Jah­ren aus der Erkennt­nis her­aus, dass die Digi­ta­li­sie­rung auch den Bil­dungs­be­reich umwäl­zen wür­de. Ande­rer­seits wis­sen wir alle nach zwei Jah­ren Online-Unter­richt, dass wir den Prä­senz­un­ter­richt nicht erset­zen kön­nen oder wol­len. Wir sind mensch­li­che Wesen, wir brau­chen den Aus­tausch mit ande­ren. Als Dozent füh­le ich mich bes­ser, wenn ich auf einen Blick erfas­sen kann, wie die Klas­se reagiert und tickt. Ich kann mit Bei­spie­len aus der Pra­xis auf Fra­gen reagie­ren oder Dis­kus­sio­nen anre­gen. In Zukunft wird ein Teil des Unter­richts im Online-Selbst­stu­di­um statt­fin­den und ein Teil live, mit oder ohne Prä­senz im Klas­sen­zim­mer.

Der Leiter für digitales Lernen an der Akademie St Gallen führt ein Telefonat.
.02.2022: Zürich; Sport­hil­fe . © Vale­ria­no Di Dome­ni­co

An der Aka­de­mie St.Gallen kön­nen Lehr­gän­ge aktu­ell per Live­stream besucht wer­den, «Akape­dia 2.0» ermög­licht und ver­bes­sert das Selbst­stu­di­um. Erset­zen sol­che Lern­me­tho­den den Prä­senz­un­ter­richt bald ganz?
Jein. Einer­seits sind die digi­ta­len Lehr­me­tho­den attrak­tiv, viel­fäl­tig und unglaub­lich effek­tiv. Die Idee für «Akape­dia 2.0» ent­stand bereits vor Jah­ren aus der Erkennt­nis her­aus, dass die Digi­ta­li­sie­rung auch den Bil­dungs­be­reich umwäl­zen wür­de. Ande­rer­seits wis­sen wir alle nach zwei Jah­ren Online-Unter­richt, dass wir den Prä­senz­un­ter­richt nicht erset­zen kön­nen oder wol­len. Wir sind mensch­li­che Wesen, wir brau­chen den Aus­tausch mit ande­ren. Als Dozent füh­le ich mich bes­ser, wenn ich auf einen Blick erfas­sen kann, wie die Klas­se reagiert und tickt. Ich kann mit Bei­spie­len aus der Pra­xis auf Fra­gen reagie­ren oder Dis­kus­sio­nen anre­gen. In Zukunft wird ein Teil des Unter­richts im Online-Selbst­stu­di­um statt­fin­den und ein Teil live, mit oder ohne Prä­senz im Klas­sen­zim­mer.

War­um hat die Aka­de­mie «Akape­dia 2.0» von A bis Z in Eigen­re­gie ent­wi­ckelt und umge­setzt?
Ver­gleich­ba­re Platt­for­men wären zwar vor­han­den gewe­sen, doch wir sind der Über­zeu­gung, dass neben unse­ren Dozie­ren­den vor allem unse­re eige­nen Lehr­mit­tel mass­geb­lich zum Erfolg der Aka­de­mie bei­tra­gen. Mit «Akape­dia 2.0» haben wir heu­te nicht nur ein neu­es Lehr­sys­tem, son­dern genau die rich­ti­gen Inhal­te für die Bedürf­nis­se unse­rer Stu­die­ren­den. Und: wir kön­nen sie immer aktu­ell hal­ten. Theo­rie­bü­cher altern sehr schnell. Das ver­mit­tel­te Wis­sen im Mar­ke­ting etwa stammt teil­wei­se noch aus den 50er und 60er Jah­ren des letz­ten Jahr­hun­derts. Dienst­leis­tun­gen, die heu­te 70% des Mark­tes aus­ma­chen, wer­den da auf drei oder vier Sei­ten abge­han­delt. Das wol­len wir bes­ser machen. Wir the­ma­ti­sie­ren auf «Akape­dia 2.0» heu­ti­ge Geschäfts­mo­del­le wie die von Apple, Goog­le oder Tes­la – und wenn ein neu­er, wich­ti­ger Trend auf­taucht, kön­nen wir zeit­nah dar­auf ein­ge­hen. Unser Lang­frist­ziel ist es, die Lehr­mit­tel sämt­li­cher Lehr­gän­ge so auf­zu­be­rei­ten.

Sie üben sich seit Jah­ren in Zen-Medi­ta­ti­on und Acht­sam­keit. Hat die­se Lei­den­schaft das Pro­jekt mit­ge­prägt?
Acht­sam­keit spielt bei mir immer eine Rol­le, im Pri­vat- eben­so wie im Berufs­le­ben. Ich bemü­he mich, mög­lichst im Moment zu leben, sehr offen zu sein und in guter Ver­bin­dung zu den Men­schen in mei­ner Umge­bung. Acht­sam­keit gibt mir heu­te mehr Gelas­sen­heit. Auch im Umgang mit gros­sen, lang­jäh­ri­gen Pro­jek­ten. Als jun­ger Mensch woll­te ich immer alles sofort und exakt so, wie ich es mir vor­stell­te. Heu­te ertra­ge ich, dass sich etwas nach und nach ent­wi­ckelt – und gera­de dadurch eine höhe­re Qua­li­tät ent­wi­ckelt.

.02.2022: Zürich; Sport­hil­fe . © Vale­ria­no Di Dome­ni­co

Herr Bäch­le, Sie haben als Lei­ter Digi­ta­les Ler­nen das The­ma E‑Learning an der Aka­de­mie St.Gallen vor­an­ge­trie­ben und das neue Lern­kon­zept für die Höhe­re Fach­schu­le in den letz­ten vier Jah­ren mit­ent­wi­ckelt. Was ist «Akape­dia 2.0» und was kann es?
«Akape­dia 2.0» ist unse­re Geheim­waf­fe gegen das kurz­fris­ti­ge Aus­wen­dig­ler­nen. Vie­le über­flie­gen den Stoff im Unter­richt ein­mal und büf­feln ihn dann kurz vor der Prü­fung müh­sam ins Kurz­zeit­ge­dächt­nis. Die­se Form des Ler­nens ist nicht nach­hal­tig und für alle Betei­lig­ten unbe­frie­di­gend, vor allem auch für uns Dozie­ren­de. «Akape­dia 2.0» erlaubt den Stu­die­ren­den, sich mit dem Stoff inten­siv und selbst­stän­dig aus­ein­an­der­zu­set­zen. Da alle Inhal­te mobi­le-taug­lich sind, kön­nen sie damit arbei­ten, wann und wo sie wol­len.