Fach­mann öff. Ver­wal­tung FA: Wis­sen ist nie umsonst, es füllt den Ruck­sack

Der Fachmann für öffentliche Verwaltung Emmanuel Marti telefoniert mit seinem Headset.

Herr Mar­ti, auf einer Gemein­de­ver­wal­tung gibt es viel zu tun. Was sind Ihre Haupt­auf­ga­ben?
Ich arbei­te als Bau­se­kre­tär von Gold­ach, eine Gemein­de mit rund 9500 Ein­woh­nern am Boden­see. Gold­ach hat vie­le Wohn- und Indus­trie­quar­tie­re mit meh­re­ren Hun­dert Arbeits­plät­zen. Es wird viel gebaut, in der Coro­na­zeit mehr um- als neu gebaut. Mir obliegt es unter ande­rem zu prü­fen, ob die gesetz­li­chen Bestim­mun­gen bei den Bau­ge­su­chen ein­ge­hal­ten wer­den. Dann berei­te ich die Bewil­li­gun­gen vor, um sie dem Gemein­de­rat zur Ent­schei­dung vor­zu­le­gen. Ich bin sozu­sa­gen der «Schrei­ber» der Bau­ver­wal­tung und berei­te vie­le Sach­ge­schäf­te vor. In der Bau­kom­mis­si­on, der übri­gens auch der Gemein­de­prä­si­dent ange­hört, bera­ten wir Bau­ge­schäf­te erst im klei­nen Gre­mi­um, damit im Gemein­de­rat effi­zi­ent ent­schie­den wer­den kann.

Emma­nu­el Mar­ti, Fach­mann öffent­li­che Ver­wal­tung mit eidg. Fach­aus­weis

Wel­che Aspek­te Ihrer Wei­ter­bil­dung zum «Fach­mann öffent­li­che Ver­wal­tung mit eidg. FA» an der Aka­de­mie St.Gallen hel­fen Ihnen, die­se Auf­ga­ben noch bes­ser zu bewäl­ti­gen?
Die ers­ten fünf Modu­le der Wei­ter­bil­dung wur­den vor­aus­ge­setzt, um für die Spe­zia­li­sie­rung «Fach­mann Bau und Umwelt» zuge­las­sen zu wer­den, wel­che ich anschlies­send besu­chen wer­de. Die ers­ten Modu­le haben weni­ger mit mei­nem aktu­el­len Berufs­all­tag zu tun – so benö­ti­ge ich nicht unbe­dingt Kennt­nis­se des ZGB und des Betrei­bungs­rechts – doch ich mer­ke, dass es nützt, um gesamt­recht­li­che Zusam­men­hän­ge bes­ser beur­tei­len zu kön­nen. Indem ich wei­te­re Rechts­ge­bie­te ken­nen­ler­ne, bekom­me ich ein bes­se­res Gespür für das Rechts­sys­tem und wie es funk­tio­niert.

Kön­nen Sie das all­ge­mein ver­mit­tel­te Wis­sen auch in Ihrem All­tag anwen­den?
Ja, sicher. Eine Wei­ter­bil­dung ist ja nicht nur für den aktu­el­len Job nütz­lich. Wer sich mit neu­em Wis­sen befasst, gewinnt immer – nicht zuletzt an Sicher­heit. Ich füh­le mich siche­rer in Dis­kus­sio­nen, in denen es um The­men wie Fami­li­en- oder Erb­schafts­recht geht. Wenn in mei­nem Arbeits­all­tag dazu ein­mal Fra­gen vor­kom­men, sind sie für mich kein Neu­land mehr. Wis­sen ist nie umsonst, es füllt den Ruck­sack. Und die­ser ist wert­voll – auch wenn er momen­tan viel­leicht nur dazu dient, Rücken und Schul­tern zu stär­ken.

Wie war es für Sie, wie­der die Schul­bank zu drü­cken?
Ich bin Fami­li­en­va­ter mit drei Kin­dern. Wenn ich am Sams­tag­mor­gen Schu­le habe, ist das Wochen­en­de kür­zer. Der Sams­tag als unser Lieb­lings­aus­flug­tag hat ein wenig gelit­ten. Aber es geht ja nur dar­um, ihn für eine Zeit­lang ein wenig zurück­zu­stel­len.

Wann erle­ben Sie schö­ne Momen­te bei der Arbeit?
Wir kön­nen auch über das Recht­li­che hin­aus­ge­hend bera­ten, oder sogar Verbesserungs­vorschläge anbrin­gen. Bei­spiels­wei­se schil­dern, dass ein ver­än­der­ter Grund­riss die­sen oder jenen Vor­teil brin­gen könn­te. Die Leu­te sind sehr froh um sol­che Hin­wei­se. Bau­en ist eine hoch emo­tio­na­le Ange­le­gen­heit, es macht Freu­de, hier die Angst ein wenig neh­men oder einen Tipp geben zu kön­nen.

Bis­her war der Abschluss an der Gemein­de­fach­schu­le ein kan­to­na­les Diplom. Sie gehö­ren zum ers­ten Jahr­gang, der mit eidg. Fach­aus­weis abschlies­sen darf. Sehen Sie dar­in Vor­tei­le? Oder pla­nen Sie sogar, damit an einer Fach­hoch­schu­le wei­ter­zu­stu­die­ren?
Ein eidg. Fach­aus­weis hat auf jeden Fall einen hohen Stel­len­wert auf dem Arbeits­markt. Die Spe­zia­li­sie­rung dient in mei­nem Fal­le dem Gebiet „Bau und Umwelt“. Per­so­nal­ver­ant­wort­li­che wis­sen, was ein Fach­aus­weis ist und wel­che Leis­tung dahin­ter­steht. Momen­tan über­le­ge ich, wel­che wei­te­ren Wei­ter­bil­dun­gen ich ange­hen kann.

Pas­si­on Insi­de! Wofür kön­nen Sie sich am meis­ten begeis­tern?
Ich fin­de es schön, wenn man auf sein Werk stolz sein kann. Ich brau­che an der Arbeit eine gewis­se Kom­ple­xi­tät, Rou­ti­ne­ar­beit ist gar nichts für mich. Wenn ich mich ein­le­sen und rein­knien muss, macht mir das Freu­de. Mein Mot­to ist: Der Mensch wächst an sei­nen Her­aus­for­de­run­gen. Ich fin­de, man darf Leu­te durch­aus mal ein wenig ins kal­te Was­ser wer­fen und mit Schwie­rig­kei­ten kon­fron­tie­ren – nur so bekom­men sie eine Chan­ce, uns oder auch sich selbst posi­tiv zu über­ra­schen.