Fach­frau Finanz- und Rech­nungs­we­sen: Es ist wich­tig, was man dar­aus macht

Die Fachfrau für Finanz- und Rechnungswesen Marina Ramsauer steht mit einem Ordner vor einem Regal.

Frau Ram­sau­er, Sie haben vor Kur­zem von einer Bank zur Treu­hand­fir­ma TFP Treu­hand AG gewech­selt. Was hat Sie zu die­sem Wech­sel bewo­gen?
Vor der Wei­ter­bil­dung zur Fach­frau im Finanz- und Rech­nungs­we­sen mit eidg. FA habe ich bereits in einem Treu­hand­bü­ro gear­bei­tet, wo es mir sehr gefiel. Auf­grund der hohen Aus­las­tung mit einem zusätz­lich lan­gen Arbeits­weg hät­te ich mich nicht wie nötig auf einen erfolg­rei­chen Abschluss mei­ner Wei­ter­bil­dung fokus­sie­ren kön­nen. Als mir der Job in der Bank ange­bo­ten wur­de – mit wirk­lich attrak­ti­ven Bedin­gun­gen wie u. a. ein viel kür­ze­rer Arbeits­weg sowie ein fixes 80%-Pensum – konn­te ich nicht Nein sagen. Rela­tiv bald wur­de mir aber klar, dass im inter­nen Rech­nungs­we­sen im Bank­um­feld vor allem ana­ly­ti­sche Fähig­kei­ten gefragt sind. Mir lie­gen jedoch gera­de die klas­si­schen Buch­hal­tungs­auf­ga­ben. Ich kam des­halb ger­ne zurück in den Treu­hand­be­reich.

Was macht die Arbeit in einem Treu­hand­bü­ro so attrak­tiv für Sie?
Die Auf­ga­ben sind unglaub­lich viel­fäl­tig. Allein schon dadurch, dass die Man­da­te aus diver­sen Berei­chen kom­men: vom Hand­werks­be­trieb bis zur Unter­neh­mens­be­ra­tung. Ganz beson­ders gefällt mir der Kun­den­kon­takt und der damit ver­bun­de­ne Ein­blick in die Betrie­be. Unse­re Arbeit erfährt auch viel Wert­schät­zung. Natür­lich bezahlt nie­mand ger­ne Rech­nun­gen, doch vie­le Kun­den sagen: „Dan­ke, dass du das machst – ich bin froh, wenn alles sau­ber abge­rech­net ist und habe selbst zu wenig Zeit und Kom­pe­ten­zen dafür.“

Sie haben Ihre Wei­ter­bil­dung zuerst an einer ande­ren Schu­le begon­nen und sind dann nach drei Semes­tern zur Aka­de­mie St. Gal­len gekom­men. War­um? 
Ich hat­te an einer Pri­vat­schu­le begon­nen, die stark für Klein­grup­pen­un­ter­richt gewor­ben hat­te. Das hät­te mir eigent­lich zuge­sagt. Rasch merk­te ich jedoch, dass vie­le Ver­spre­chen nicht ein­ge­hal­ten wur­den und ich an den fach­li­chen Kom­pe­ten­zen der Leh­rer zu zwei­feln begin­nen muss­te. Die Pri­vat­schu­le war wohl eher ein Neben­ver­dienst eines Treu­hand­bü­ros. So etwas konn­te und woll­te ich mir schlecht­weg nicht leis­ten für einen erfolg­rei­chen Abschluss eines Fach­aus­wei­ses.

Die Schu­le zu wech­seln war bestimmt kein leich­ter Ent­scheid! 
Über­haupt nicht. Ich frag­te mich: „Hörst du ganz auf – oder machst du wei­ter?“ Wenn das Fal­sche gelehrt wird, ist der Prü­fungs­er­folg mehr als unsi­cher. Der Lehr­gangs­lei­ter für Rech­nungs­we­sen, Treu­hand und Finan­zen, Mar­kus Zäch, half mir bei der Ent­schei­dung. Ich bin ihm heu­te noch dank­bar für die­ses Gespräch. Wir sind mit­ein­an­der Semes­ter für Semes­ter den Stoff durch­ge­gan­gen. So wuss­te ich, wel­che The­men ich nach­ar­bei­ten muss­te, um im 4. Semes­ter ein­zu­stei­gen. Eini­ges – wie zum Bei­spiel das The­ma Kon­zern­rech­nung, das an der eidg. Prü­fung vier­fach gewich­tet wird – muss­te ich mir selb­stän­dig erar­bei­ten. Das war eine wirk­lich har­te Zeit, aber ich habe es geschafft und nur das zählt am Ende. Jetzt habe ich als Beloh­nung für mei­nen Ehr­geiz den Titel in der Tasche.

Was hat Ihnen danach das Gefühl gege­ben, mit dem Wech­sel den rich­ti­gen Ent­scheid getrof­fen zu haben?
Auf jeden Fall die Dozie­ren­den sowie auch die gan­ze Orga­ni­sa­ti­on. Die Leh­rer an der Aka­de­mie sind Exper­ten ihres Fachs und freu­en sich sicht­lich, wenn sie mit Fra­gen her­aus­ge­for­dert wer­den. Wenn sie doch ein­mal eine Ant­wort nicht wis­sen, sagen sie: „Das klä­re ich ab.“ Und in der nächs­ten Stun­de brin­gen sie eine umfas­sen­de Ant­wort. 

Gibt es etwas, was Sie in beson­ders guter Erin­ne­rung behal­ten?
Schön war, zu spü­ren, dass alle an der Aka­de­mie den Erfolg der Stu­die­ren­den wol­len. Fünf Semes­ter lang wird geübt und gelernt – am Schluss kommt es jedoch nur auf drei inten­si­ve Prü­fungs­ta­ge an – dann muss man ablie­fern. Die Dozie­ren­den haben uns etwa ein­ge­schärft: „Das müsst ihr kön­nen an der Prü­fung“ – und haben es noch­mal zusam­men­ge­fasst, kurz und bün­dig. Als die Prü­fun­gen um drei Mona­te ver­scho­ben wer­den muss­ten wegen Coro­na, stell­te uns die Aka­de­mie für die­se Zeit kos­ten­los wei­te­re Unter­richts­lek­tio­nen sowie Übun­gen zur Ver­fü­gung, damit wir uns opti­mal vor­be­rei­ten konn­ten. Ich fühl­te mich in einer solch aus­ser­or­dent­li­chen Situa­ti­on wirk­lich gut betreut und am rich­ti­gen Ort auf­ge­ho­ben.

Mari­na Ram­sau­er, Finanz­fach­frau mit eidg. Fach­aus­weis

Man hat ja bekannt­lich nie aus­ge­lernt. Pla­nen Sie wei­te­re Wei­ter­bil­dun­gen? 
Mit dem Fach­aus­weis bin ich gut auf­ge­stellt. Aber ich will unbe­dingt am Ball blei­ben. Gera­de im Lohn- oder Steu­er­be­reich gibt es ja stän­dig Ver­än­de­run­gen. Da wir im Unter­richt eige­ne Fäl­le aus der Pra­xis bespre­chen konn­ten, waren wir fach­lich immer à jour. Das möch­te ich nicht ver­lie­ren. Bestimmt wer­de ich wei­ter­hin Kur­se und Ver­tie­fungs­se­mi­na­re bele­gen.

Pas­si­on Insi­de! Wofür kön­nen Sie sich am meis­ten begeis­tern? 
Im Beruf sit­ze ich oft am Bild­schirm, des­halb suche ich den Aus­gleich in der Natur und in den Ber­gen. Beson­ders lieb sind mir alpi­ne Wege oder der See­alp­see. Aber nur dann, wenn aus­ser mir fast nie­mand am See ist, wie etwa an einem Abend unter der Woche oder bei düs­te­rem Wet­ter. Dann ist es sogar schon fast mys­tisch. In der Ruhe wird mir klar, was im Leben wich­tig ist und für was ich mir wirk­lich Zeit neh­men möch­te. Es ist zum Bei­spiel nicht wich­tig, ob ich den Fach­aus­weis mit einer vier oder fünf bestehe, son­dern Haupt­sa­che der Titel ist in der Tasche. Mei­ner Mei­nung nach fin­det man Glück und Zufrie­den­heit nicht mit dem höchs­ten Titel oder Gehalt, son­dern viel­leicht eben in einem magi­schen Moment an einem ver­las­se­nen Berg­see oder auf einem Berg­gip­fel.