Vom Aldi-Kind zum Migros-Mana­ger

Der Detailshandelsspezialist Peter Wild unterhält sich mit einer Mitarbeiterin.

Ein «Aldi-Kind» war Peter Wild nie – wie könn­te er auch, denn als er in Wit­ten­bach SG auf­wuchs, gab es Aldi hier­zu­lan­de noch gar nicht. Er war eher ein klas­si­sches Migros-Kind. Trotz­dem führ­te ihn sei­ne beruf­li­che Lauf­bahn zum deut­schen Dis­coun­ter Aldi, wo er sein Qua­li­fi­ka­ti­ons­pro­fil aus­bau­te. Wie ihm sei­ne Aus­bil­dung an der Aka­de­mie St.Gallen einen Kar­rie­re­schub ver­lieh und was er nun in sei­ner neu­en Posi­ti­on beim «oran­gen Rie­sen» erlebt, erzählt der sym­pa­thi­sche Ost­schwei­zer im Inter­view.

Herr Wild, wie sieht Ihr typi­scher Arbeits­tag bei der Migros aus? 
Den gibt es nicht. Jeder Tag ist anders – gera­de jetzt, wo ich im ers­ten Jahr alle Abtei­lun­gen als Trai­nee durch­lau­fe. Aktu­ell bin ich im Fri­sche­be­reich tätig, die Auf­ga­ben im Detail­han­del sind jedoch eigent­lich oft ähn­lich: Bestell­we­sen, Ein­satz­plä­ne, Per­so­nal­ge­sprä­che, Waren­prä­sen­ta­ti­on und auch die Kon­trol­le der Wer­be­auf­zü­ge.

Wo sind Ihre gröss­ten Her­aus­for­de­run­gen? 
In der Füh­rung der Mit­ar­bei­ten­den. Das unter­neh­me­ri­sche Den­ken mit dem Wohl­erge­hen der Mit­ar­bei­ten­den zu ver­ein­ba­ren, ist ein Ziel, an dem ich fest­hal­te. Ich möch­te es ger­ne allen recht machen – das klappt lei­der nicht immer. Hier eine gute Balan­ce zu fin­den, ist mir jedoch wich­tig.

Peter Wild, ein Detailhandelsspezialist mit eidg. Fachausweis trägt eine Uniform der Migros.
Peter Wild, Detail­han­dels­spe­zia­list mit eidg. Fach­aus­weis

Als Quer­ein­stei­ger in eine solch ver­ant­wor­tungs­vol­le Posi­ti­on bei der Migros rein­zu­kom­men, ist bekannt­lich nicht gera­de ein­fach. Tra­di­tio­nell wer­den dort ja inter­ne Bewer­bun­gen bevor­zugt. Spielt Ihre Ziel­stre­big­keit auch hier eine Rol­le? 
Ich war ein­fach gut. (lacht) Nein, aber im Ernst: Wenn man sich von den ande­ren Bewer­bern abhe­ben möch­te, muss man sich wei­ter­bil­den und sein Qua­li­fi­ka­ti­ons­pro­fil aus­bau­en. So begann ich, mein Ruck­säck­chen zu fül­len. Auch und vor allem in der Schu­le. Natür­lich spielt hier Ziel­stre­big­keit eine gros­se Rol­le.

… und Ihr Ziel war die Migros?  
Genau. Als Migros-Kind war es schon immer mein Traum, beim «oran­gen Rie­sen» zu arbei­ten. Doch dort hat­ten sie natür­lich nicht auf mich gewar­tet – ich muss­te über­zeu­gen. Und ein­fach war­ten, was mei­ne Arbeit­ge­ber so mit mir vor­ha­ben, ist nicht mei­ne Sache. Also habe ich mei­ne Zukunft selbst in die Hand genom­men und die Wei­ter­bil­dung zum Detail­han­dels­spe­zia­lis­ten mit eid­ge­nös­si­schem Fach­aus­weis gemacht. Ich woll­te gewis­ser­mas­sen ein M bes­ser sein. (lacht)

Die Wei­ter­bil­dung als Ihr per­sön­li­cher USP
Könn­te man so sagen, ja. Es braucht natür­lich auch Berufs­er­fah­rung. Mehr durch Zufall bin ich vor über 15 Jah­ren in die Fili­al­lei­tung gekom­men. Damals war ich bei der Ein­füh­rung von Tchi­bo auf dem Schwei­zer Markt dabei. Doch auch hier muss­te ich mich spe­zia­li­sie­ren. Dafür war ich vor mei­ner jet­zi­gen Stel­le noch für kur­ze Zeit bei Aldi.

Sie sind also kein Aldi-Kind?  
Nein, mein Ziel war immer ganz klar die Migros – beruf­lich wie auch pri­vat.

War er wirk­lich so sim­pel, Ihr beruf­li­cher Auf­stieg? Oder was ist das Geheim­nis?  
Der Schlüs­sel zum Erfolg ist das «ein­fach Machen», statt auf irgend­was zu war­ten. Man muss bereit sein zu inves­tie­ren. Denn der ers­te Ein­druck zählt – und den macht in die­sem Fall nun mal die Bewer­bung. Jede aus­ge­wie­se­ne beson­de­re Erfah­rung oder Qua­li­fi­ka­ti­on ist ein gros­ser Plus­punkt.

Auch auf per­sön­li­cher Ebe­ne?  
Ganz klar. Die Wei­ter­bil­dung an der Aka­de­mie macht sich nicht nur gut im Lebens­lauf, sie hat mich auch fach­lich wirk­lich wei­ter­ge­bracht. Beruf­lich als auch per­sön­lich konn­te ich stark davon pro­fi­tie­ren. Davon abge­se­hen, dass ich das Gelern­te in der Pra­xis regel­mäs­sig anwen­den kann, bin ich deut­lich siche­rer gewor­den in dem, was ich tue. Das stärkt das Selbst­be­wusst­sein und macht Lust auf mehr.

Mehr …? Haben Sie schon Plä­ne für die Zukunft?  
Erst bin ich mal ganz glück­lich mit dem, wie es ist. Ich möch­te mein Trai­nee-Pro­gramm abschlies­sen und dann als Fili­al­lei­ter arbei­ten – das habe ich mir ja immer gewünscht. Wel­che Wei­ter­bil­dung ich noch machen wer­de, wird sich zei­gen. Ste­hen­blei­ben möch­te ich auch in Zukunft auf kei­nen Fall.

Sie kön­nen die Wei­ter­bil­dung zum Detail­han­dels­spe­zia­lis­ten also wei­ter­emp­feh­len?
Auf jeden Fall. Das sehe ich nicht nur an mei­nem Bei­spiel. Auch die ande­ren, die mit mir in der Klas­se waren, haben sich prak­tisch alle beruf­lich wei­ter­ent­wi­ckelt. Ich wür­de allen, die sich mit dem Gedan­ken an eine beruf­li­che Ent­wick­lung beschäf­ti­gen, emp­feh­len, ein­fach mal den Info­abend zu besu­chen. Der bie­tet einen guten ers­ten Ein­blick in das, was einen erwar­tet. Und dann … ein­fach los­le­gen!

Der Detailshandelsspezialist Peter Wild unterhält sich mit einer Mitarbeiterin.