Dipl. Betriebs­wirt­schaf­ter HF: Ein flie­gen­der Wech­sel nach Dub­lin

Die diplomierte Betriebswirtschftlerin Ramona Wick schaut in Irland in die Ferne.

Ramo­na Wick hat mit 26 Jah­ren ihren Kof­fer gepackt und ist nach Irland aus­ge­wan­dert. Im Inter­view erzählt sie uns, was sie in Dub­lin genau macht, wie ihr All­tag im Wes­ten Euro­pas aus­sieht und war­um auf ihrem Spei­se­plan kein iri­sches Essen steht.

Ramo­na Wick, Sie sind im Juli letz­ten Jah­res nach Irland aus­ge­wan­dert. Wie kam es dazu?
Es war schon län­ger mein Traum, aus­zu­wan­dern und in einem eng­lisch­spra­chi­gen Land zu arbei­ten. Bis es soweit war, habe ich aber noch etwas Berufs­er­fah­rung gesam­melt und eine Wei­ter­bil­dung besucht. Ich woll­te – sofern das mög­lich ist – auf die­sen Schritt vor­be­rei­tet sein.

Wo haben Sie gear­bei­tet und wel­che Wei­ter­bil­dung haben Sie gemacht?
Ich habe mei­ne KV-Leh­re bei der Raiff­ei­sen­bank 2010 abge­schlos­sen und bin dann noch für zwei Jah­re dort­ge­blie­ben. Schon damals durf­te ich eini­ge Kun­den betreu­en, wäh­rend ich im Kre­dit­we­sen arbei­te­te. Danach bin ich für drei Mona­te durch Kana­da und Ame­ri­ka gereist, um mei­ne Eng­lisch­kennt­nis­se zu erwei­tern. Nach die­ser Aus­zeit durf­te ich mei­nen bis­he­ri­gen Job wie­der über­neh­men. Ich konn­te mich auf die Bera­tung spe­zia­li­sie­ren, ein eige­nes Kun­den­port­fo­lio betreu­en und die Lei­tung der Kre­di­t­ad­mi­nis­tra­ti­on über­neh­men. Schliess­lich habe ich 2012 an der Aka­de­mie St.Gallen mit der drei­jäh­ri­gen Wei­ter­bil­dung zur dipl. Betriebs­wirt­schaf­te­rin HF mit Ver­tie­fung Bank­wirt­schaft begon­nen. Seit ich sie­ben Jah­re alt bin, hat­te ich auch regel­mäs­sig Eng­lisch­un­ter­richt. Für mich war aber klar, dass ich mein Eng­lisch noch mehr fes­ti­gen und im Aus­land arbei­ten woll­te.

Dann haben Sie also Ihre Aus­wan­de­rung in Angriff genom­men?
Rich­tig. Im April letz­ten Jah­res habe ich gekün­digt und mit dem Bewer­ben begon­nen. Ich habe zwi­schen Kana­da und Irland geschwankt – und mich für Irland ent­schie­den, auch weil es näher an der Schweiz ist. In Irland wer­den Stel­len oft­mals nicht direkt aus­ge­schrie­ben, son­dern durch Agen­tu­ren ver­ge­ben. So bin auch ich zu mei­nem ers­ten Job in Dub­lin gekom­men. Eine Agen­tin hat mir eine Stel­le bei einer Ein­zel­han­dels­ket­te für Com­pu­ter­spie­le und Unter­hal­tungs­soft­ware ver­mit­telt. Dort soll­te ich im HR und in der Lohn­ab­tei­lung arbei­ten und den deut­schen, öster­rei­chi­schen sowie den Schwei­zer Markt betreu­en. Ich hat­te am Frei­tag mei­nen letz­ten Arbeits­tag bei der Raiff­ei­sen­bank, flog am Sams­tag nach Dub­lin und hat­te am Mon­tag mei­nen ers­ten Arbeits­tag am neu­en Ort.

Und mit dem Job hat es auch geklappt?
Lei­der nicht. Oder viel­leicht soll­te ich sagen: zum Glück nicht. Sonst hät­te ich mei­nen jet­zi­gen Job nicht. Es hat ein­fach nicht gepasst. Dass ich schluss­end­lich nur für Deutsch­land zustän­dig war, mach­te die Sache nicht ein­fa­cher, weil ich die Geset­zes­la­ge dort nicht kann­te. Des­halb habe ich nach eini­gen Wochen gekün­digt und mich ent­schie­den, eine Stel­le zu suchen, die bes­ser zu mir passt.

Ein flie­gen­der Wech­sel also! Hat­ten Sie denn bereits eine Woh­nung in Aus­sicht?
Nein, ich habe das ein­fach auf mich zukom­men las­sen. Nach einem Monat in einem Stu­den­ten­apart­ment konn­te ich bereits eine Woh­nung mit­ten in der Stadt bezie­hen. Ein klei­nes Wun­der – die Woh­nungs­su­che in Dub­lin ist echt schwie­rig. Ich hat­te ein­fach Glück, dass es mit der neu­en Woh­nung so schnell geklappt hat.

Und die haben Sie gefun­den.
Ja, zu mei­ner gros­sen Freu­de arbei­te ich jetzt als Case Mana­ger bei der Citi Bank. Ich habe die Stel­le am 4. Dezem­ber 2016 ange­tre­ten und bin sehr zufrie­den mit mei­nem neu­en Job.

Wel­che Auf­ga­ben gehö­ren denn zu Ihrem neu­en Job?
Ich bin fürs KYC zustän­dig und füh­re die Back­ground Checks für insti­tu­tio­nel­le Kun­den durch. Das heisst, ich klä­re zum Bei­spiel ihre Eigen­tums­ver­hält­nis­se und Umsatz­er­lö­se ab. Auch ob sie schon Stra­fen zah­len muss­ten oder in kri­mi­nel­le Machen­schaf­ten invol­viert waren und wer im Manage­ment sitzt, sind dabei wich­ti­ge Punk­te. Oder ein­fach gesagt: Ich neh­me die Fir­men aus­ein­an­der! (lacht)

Das klingt span­nend.
Ja, das ist es auch! Ich darf Kon­tak­te und Bezie­hun­gen zu den ver­schie­dens­ten Län­dern und Stel­len auf­bau­en. Das ist inter­es­sant und ich fin­de es super, dass ich ein Teil davon sein darf.

Inter­es­sant… und her­aus­for­dernd?
Auch her­aus­for­dernd, ja. Am Anfang war es nicht leicht, in den All­tag rein­zu­kom­men. Vor allem das Busi­ness Eng­lisch war zuerst etwas gewöh­nungs­be­dürf­tig und am Anfang anstren­gend. Hin­zu kommt, dass man fort­lau­fend den Über­blick über die zahl­rei­chen Vor­schrif­ten und Anfor­de­run­gen in den ver­schie­de­nen Län­dern behal­ten muss. Täg­lich ändert sich in irgend­ei­nem Land irgend­et­was. Es ist eine ech­te Her­aus­for­de­rung, immer auf dem neus­ten Stand zu sein. Und gleich­zei­tig ist es genau das, was mei­nen Job so span­nend und abwechs­lungs­reich macht.

Die diplomierte Betriebswirtschftlerin Ramona Wick schaut in Irland in die Ferne
Ramo­na Wick, Dipl. Betriebswirtschafter/in HF, Bank­wirt­schaft

Hat Sie die Wei­ter­bil­dung an der Aka­de­mie St.Gallen gut auf die­se Her­aus­for­de­run­gen vor­be­rei­tet?
Ja, die Wei­ter­bil­dung ist nur schon sinn­voll, weil man ein Gesamt­ver­ständ­nis für das Bank­we­sen ent­wi­ckelt. Zu wis­sen, wie was läuft, oder auch ein­fach ein­mal eine Bilanz genau unter die Lupe zu neh­men und sie auch zu ver­ste­hen – das hat mir sehr gehol­fen. Das Schö­ne ist auch, dass man die Wei­ter­bil­dung berufs­be­glei­tend machen kann. Was man in der Schu­le lernt, kann man also par­al­lel direkt in den Berufs­all­tag trans­fe­rie­ren. Aus­ser­dem wäre ich ohne die Wei­ter­bil­dung auch nicht zu mei­ner Stel­le bei der Citi Bank gekom­men. Ein gewis­ser Aus­bil­dungs­le­vel wur­de hier gefor­dert und ich habe ihn mit der Wei­ter­bil­dung an der Aka­de­mie erfüllt.

Kom­men wir noch­mals auf Irland zurück. Wie lebt es sich denn dort?
Es ist ein­fach toll hier! Die Men­schen, das Land, die Musik – Irland ist mei­ne gros­se Lie­be. Auch wenn nicht immer alles ein­fach ist und von Anfang an rund läuft, so lebe ich mei­nen Traum und bin sehr glück­lich hier. Nur das iri­sche Essen begeis­tert mich nicht beson­ders – Lamm und Fisch fin­det man auf mei­nem Spei­se­plan nicht.

Dann haben Sie also schnell Anschluss gefun­den?
Ja. Ich bin in der Ver­gan­gen­heit viel gereist, aber ich ken­ne kein sym­pa­thi­sche­res Volk als die Iren. Sie sind sehr offe­ne und herz­li­che Men­schen, die jeden sofort will­kom­men heis­sen. Und ich habe auch ande­re Aus­wan­de­rer ken­nen­ge­lernt. Mit ihnen schät­ze ich den Aus­tausch beson­ders, weil wir uns gegen­sei­tig gut in die Situa­ti­on des ande­ren hin­ein­ver­set­zen kön­nen.

Eine Rück­kehr in die Schweiz ist also aus­ge­schlos­sen?
Das ist im Moment gar kein The­ma. Ich bin inzwi­schen noch­mals umge­zo­gen und woh­ne jetzt sie­ben Minu­ten von mei­nem Arbeits­platz ent­fernt. Direkt dane­ben befin­det sich ein Schwimm­bad, dort dre­he ich jeden Mor­gen vor der Arbeit mei­ne Run­den. Und seit Kur­zem neh­me ich sogar Gesangs­un­ter­richt. Ja, ich bin hier ange­kom­men. Ich möch­te nicht zurück.

Die Case Managerin der Citi Bank in Irland steht vor ihrer Filiale

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