Sach­be­ar­bei­ter Sozi­al­ver­si­che­rung: Es ist nie zu spät

Die meis­ten Men­schen drü­cken zuerst die Schul­bank, bevor sie ins Berufs­le­ben ein­stei­gen. Bei Slav­ko Cukic war das umge­kehrt. Im Gespräch erzählt er uns, wel­chen Weg er gewählt hat und wie er heu­te dar­über denkt.

Slav­ko Cukic, Sie sind Team­lei­ter im Bereich Tele­fon­mar­ke­ting bei der Swi­ca Gesund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on. Haben Sie schon Ihre Erst­aus­bil­dung in die­ser Bran­che gemacht?
Nein – ich habe über­haupt kei­ne Berufs­aus­bil­dung gemacht. Ich habe mei­ne Schul­zeit nie rich­tig ernst genom­men und habe direkt nach der Schu­le damit begon­nen zu arbei­ten.

Bei einer Kran­ken­ver­si­che­rung?
Nein, auch das nicht. Ich habe in ver­schie­de­nen Call­cen­tern gear­bei­tet und dort Tele­fon­ver­kauf für Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­neh­men betrie­ben. Spä­ter war ich im Aus­sen­dienst und auf rei­ner Pro­vi­si­ons­ba­sis tätig – um dann wie­der zurück ins Call­cen­ter zu wech­seln. Anschlies­send habe ich für ein Tem­po­rär-Unter­neh­men in ver­schie­de­nen Shops eines Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­neh­mens Mit­ar­bei­ten­de ver­tre­ten, bis ich irgend­wann eine Fest­an­stel­lung in einem Swiss­com-Shop erhal­ten habe. Aber egal wo und wann: Ich wur­de immer wie­der auf mei­ne feh­len­de Erst­aus­bil­dung ange­spro­chen.

Trotz­dem hat es mit der Stel­le bei Swi­ca geklappt.
Das ist rich­tig. Ein Bekann­ter von mir begann bei Swi­ca zu arbei­ten und so kam auch ich zu die­sem Arbeit­ge­ber. Ich erhielt im Sep­tem­ber 2015 zuerst eine tem­po­rä­re Anstel­lung, im Dezem­ber 2015 die Fest­an­stel­lung und seit Janu­ar 2016 bin ich nun Team­lei­ter.

Und die feh­len­de Erst­aus­bil­dung war kein The­ma mehr?
Doch, natür­lich. Mein gros­ses Plus war, dass ich schon viel Erfah­rung in der tele­fo­ni­schen Kun­den­be­ra­tung mit­brach­te und auch gute Arbeits­zeug­nis­se vor­le­gen konn­te. Ich habe zudem das gros­se Glück, dass Swi­ca ein sehr guter Arbeit­ge­ber ist, der sei­ne Ange­stell­ten immer wie­der för­dert und aus­bil­det. Neben vie­len inter­nen Schu­lun­gen und Kur­sen war irgend­wann beim Jah­res­ge­spräch auch die feh­len­de Erst­aus­bil­dung ein The­ma. Man bot mir an, mich bei einer Aus­bil­dung zu unter­stüt­zen.

Die Sie dann in Angriff genom­men haben.
Genau. Da mich die Sozi­al­ver­si­che­run­gen beson­ders inter­es­sie­ren, habe ich im Inter­net nach Ange­bo­ten im Raum St.Gallen gesucht. Als ich auf der Web­site der Aka­de­mie lan­de­te, hat­te ich auf Anhieb einen posi­ti­ven Ein­druck.

Was hat Sie denn posi­tiv beein­druckt?
Die Web­site ist sehr über­sicht­lich und infor­ma­tiv. Man fin­det sofort alle wich­ti­gen Eck­da­ten zu den ein­zel­nen Aus­bil­dun­gen – ohne dass man sei­ne Per­so­na­li­en ange­ben oder die Unter­la­gen per Mail anfor­dern muss. Also habe ich ein Gespräch ver­ein­bart, das mir eben­falls ange­nehm in Erin­ne­rung geblie­ben ist. Man hat sich Zeit für mich genom­men und mir mei­ne Mög­lich­kei­ten auf­ge­zeigt. Aus­ser­dem gefällt es mir, dass die Aka­de­mie St.Gallen nicht gewinn­ori­en­tiert ist. Man spürt, dass es der Schu­le vor allem um die Qua­li­tät geht. Nach dem Gespräch war für mich klar, dass ich mei­ne Aus­bil­dung dort machen wür­de.

Sie haben sich für die Aus­bil­dung zum Sach­be­ar­bei­ter Sozi­al­ver­si­che­rung edupool.ch ent­schie­den. Wie war es, nach so lan­ger Zeit wie­der die Schul­bank zu drü­cken?
Es war natür­lich etwas anstren­gend, auch weil ich neben­bei wei­ter­hin in einem 100-%-Pensum gear­bei­tet habe. Aber die Aka­de­mie hat mir den Ein­stieg durch die gute Orga­ni­sa­ti­on sehr erleich­tert. Dank den über­sicht­li­chen Stun­den­plä­nen und der seriö­sen Prü­fungs­vor­be­rei­tung habe ich mich schnell zurecht­ge­fun­den. Die Dozen­ten unter­rich­ten sehr pra­xis­nah und kön­nen des­halb auch gut auf die Fra­gen ihrer Schü­ler ein­ge­hen. Aus­ser­dem arbei­tet die Aka­de­mie mit moder­nen Instru­men­ten. Über die Lern­platt­form im Inter­net kön­nen hilf­rei­che Zusam­men­fas­sun­gen und Fra­ge­bo­gen her­un­ter­ge­la­den wer­den und zum The­ma «sozia­le Sicher­heit» gibt es sogar eine App.

Beson­ders gefal­len hat mir, dass in mei­ner Klas­se Teil­neh­mer aus vie­len, ganz ver­schie­de­nen Bran­chen waren. So konn­ten wir unse­re Erfah­run­gen aus dem Berufs­all­tag aus­tau­schen. Aus einer Kran­ken­kas­se, einer Gemein­de­ver­wal­tung oder dem RAV – wirk­lich span­nend und berei­chernd.

War die Wei­ter­bil­dung für Ihre momen­ta­ne Tätig­keit hilf­reich?
Mit dem Diplom habe ich eine gute Grund­la­ge für wei­te­re Aus­bil­dun­gen geschaf­fen. Was mei­ne beruf­li­che Tätig­keit betrifft, so wün­sche ich mir aber noch einen eid­ge­nös­si­schen Titel, der sich auf mei­nen Beruf bezieht. Ob es die Wei­ter­bil­dung Sozi­al­ver­si­che­rungs­fach­leu­te mit eidg. Fach­aus­weis oder Ver­si­che­rungs­fach­leu­te mit eidg. Fach­aus­weis sein wird, weiss ich noch nicht. Da ich sehr ger­ne bei Swi­ca arbei­te, wer­de ich die­se Ent­schei­dung gemein­sam mit mei­nem Arbeit­ge­ber tref­fen. Eines ist aber klar: Auch mei­ne nächs­te Aus­bil­dung wer­de ich an der Aka­de­mie St.Gallen machen.

Kom­men wir von der Schu­le noch­mals auf Ihren Job zurück. Sie sind Team­lei­ter – wie sieht Ihr All­tag aus?
Der ist sehr abwechs­lungs­reich. Ich ent­wick­le gemein­sam mit mei­nem Vor­ge­setz­ten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­schu­lun­gen und Coa­ching­plä­ne und schu­le die Mit­ar­bei­ten­den. Oft gebe ich ihnen auch direkt wäh­rend der Arbeit Pra­xis­tipps und unter­stüt­ze sie. Das Kran­ken­kas­sen­sys­tem ist sehr kom­plex und der Leis­tungs­ka­ta­log umfang­reich. Wir set­zen uns bei jedem Kun­den wie­der mit neu­en Fra­gen aus­ein­an­der – das ist her­aus­for­dernd und gleich­zei­tig inter­es­sant.

Sie mögen Ihren Job also?
Ja, ich bin sehr zufrie­den. Die Abwechs­lung zwi­schen der Neu­kun­den­pfle­ge und dem Kon­takt mit bestehen­den Kun­den gefällt mir und ich habe einen tol­len Arbeit­ge­ber. Ich möch­te nichts ande­res machen.

Und was machen Sie in Ihrer Frei­zeit?
Ich ver­brin­ge so viel Zeit wie mög­lich mit mei­ner Fami­lie, mei­ner Frau und mei­nen zwei Kin­dern. Wie gesagt – ich war kein Mus­ter­schü­ler. Umso mehr freue ich mich jetzt, dass ich ihnen wei­ter­ge­ben kann, wie wich­tig die Schu­le und eine gute Aus­bil­dung sind. Ich bin ja eher in die Berufs­welt gestol­pert. Auch wenn heu­te – auch dank mei­ner Aus­bil­dung – alles rund­läuft und ich sehr zufrie­den bin, möch­te ich ihnen die­se Umwe­ge unbe­dingt erspa­ren!

Aber Sie haben mit 30 die Chan­ce gepackt und Ihr Leben umge­krem­pelt.
Ja, und ich bin stolz dar­auf, dass ich die Prü­fun­gen bestan­den habe. Als ich mei­nem Umfeld von der Aus­bil­dung erzählt habe, waren die Reak­tio­nen sehr posi­tiv. Das hat mich noch mehr moti­viert. Für Aus- und Wei­ter­bil­dun­gen ist es nie zu spät. Viel­leicht liest der eine oder ande­re ja die­ses Inter­view und ent­schei­det sich dann eben­falls, noch­mals die Schul­bank zu drü­cken. Ich wür­de es jeder­zeit wie­der tun!